11. September 2001
Der Ausfall des Transpondersignals von American-Airlines-Flug 11 um 8:20 Uhr Ortszeit (EDT) war, im Nachhinein betrachtet, das erste Anzeichen der vier Flugzeug-Entführungen. Damit verschwand das Signal für die Maschine von den Bildschirmen der Luftüberwachung. AA 11 war eine Boeing 767 auf dem transkontinentalen Flug von Boston (Massachusetts) nach Los Angeles.
Kurze Zeit später bestätigte die Stewardess dieses Fluges, Madeline Amy Sweeney, durch einen Anruf an die Bodenkontrolle, dass es sich um eine Entführung handelte. Spätere Ermittlungen ergaben, dass diese erste Entführung gegen 8:15 Uhr begann. Zu diesem Zeitpunkt hob auch United-Airlines-Flug 175 von der Rollbahn ab. Ein Kontakt dieser Entführergruppen untereinander zu diesem Zeitpunkt ist nicht nachgewiesen worden.
Gegen 8:38 Uhr wurde NORAD, die zentrale Stelle der Luftverteidigung, von der zivilen Flugaufsicht über den Vorfall informiert, verbunden mit der Bitte um eine visuelle Überprüfung von Flug AA 11 durch Militärflugzeuge. Um 8:45 Uhr, ungefähr zur selben Zeit, zu der auch Flug 175 der United Airlines entführt wurde, starteten zwei F-15. Der abgeschaltete Transponder hinderte die Fluglotsen jedoch daran, den F-15-Piloten sofort die aktuelle Position von Flug AA 11 mitzuteilen.
Um 8:46 Uhr Ortszeit flog American-Airlines-Flug 11 in den Nordturm des World Trade Centers. Zu diesem Zeitpunkt ging man noch von einem Unfall aus. Der New Yorker Fernsehsender WNYW begann um 8:48 Uhr nur eine Minute und 28 Sekunden nach dem Einschlag als erster TV-Sender mit der Live-Berichterstattung über die Terroranschläge. Im Südturm wurden währenddessen die Menschen durch Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, Ruhe zu bewahren und an ihrem Arbeitsplatz zu bleiben.
17 Minuten später, um 9:03 Uhr (13:03 UTC), flog das zweite Flugzeug, United-Airlines-Flug 175, von Süden her in den Südturm des WTC. Damit wurde den Behörden und vielen Zuschauern der Fernsehmeldungen klar, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um einen gezielten Angriff handelte.
Das dritte Flugzeug, American-Airlines-Flug 77, wurde zwischen 8:50 und 9:00 Uhr entführt. Um 9:37 Uhr Ortszeit flog der Jet in das Pentagon in Arlington bei Washington, schlug eine Bresche durch drei Gebäudeteile auf der westlichen Seite; sein Flugbenzin explodierte und löste einen Großbrand aus. Die Schäden und das nachfolgende Feuer bewirkten dann gegen 10:10 Uhr den Einsturz eines der beschädigten Abschnitte. An dieser Stelle starben an Bord der Maschine 64 Personen (6 Crewmitglieder, 53 Passagiere und 5 Entführer) und 125 Menschen im Gebäude.
Als Reaktion auf diesen weiteren Angriff wurden gegen 9:45 Uhr alle Flugzeuge unter Androhung eines Abschusses aufgefordert, den nächstmöglichen Flughafen zur Landung anzusteuern. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das vierte Flugzeug, United-Airlines-Flug 93, schon in der Hand der Entführer. Es hatte, wie von der Flugüberwachung in Cleveland bemerkt, den Kurs um 9:36 Uhr in eine südöstliche Richtung geändert. Um 9:55 Uhr wählte sich der Entführer Siad Jarrah als Pilot in die Flugkurshilfe des Reagan National Airport ein und ließ den Flug nach Washington DC dirigieren. Die Flugüberwachung bestätigte den Kurswechsel. Als sein dortiges Anschlagsziel wurden später das Weiße Haus oder das Kapitol oder der Landsitz des US-Präsidenten in Camp David vermutet. Um 10:03 Uhr lenkten es die Entführer während eines Kampfes mit einigen Geiseln bei Shanksville, rund 100 Kilometer östlich von Pittsburgh, zu Boden. Dabei starben alle 44 Menschen an Bord (33 Passagiere, sieben Crewmitglieder und die vier Entführer).
Mit zusammen rund 90 Kubikmetern Treibstoff wirkten die in das WTC geflogenen Jets wie große Brandbomben. Sie lösten anhaltende Brände aus, die sich über die Fahrstuhlschächte in vielen Stockwerken des Gebäudes ausbreiteten und durch die Materialien im Gebäude genährt wurden. Der Südturm stürzte um 9:59 Uhr 56 Minuten nach dem Einschlag, der Nordturm um 10:28 Uhr 102 Minuten nach dem Einschlag komplett ein.
2.123 Menschen, darunter 343 Feuerwehrmänner, befanden sich noch in oder bei den Türmen und wurden durch den Einsturz getötet. Etwa 200 Personen waren bereits vor dem Einsturz in den Tod gestürzt. Wie viele von ihnen absichtlich aus den Fenstern sprangen oder abstürzten, weil sie aufgrund giftiger Gase das Bewusstsein verloren, ist ungeklärt. Es gibt zahlreiche Videos und Fotos von Menschen, die sich inmitten des Rauchs weit aus den Fenstern lehnen, um noch atmen zu können und so einer Rauchvergiftung im Inneren des Gebäudes zu entgehen.
Fünf weitere Gebäude des WTC, darunter das benachbarte WTC 7, wurden ebenfalls zerstört, ebenso vier U-Bahn-Stationen. 23 weitere Gebäude, die das WTC umgaben, wurden zum Teil so schwer beschädigt, dass sie später aufgegeben werden mussten. Komplett zerstört wurde die kleine St. Nicholas Greek Orthodox Church, stark beschädigt wurden 130 Liberty Street (Deutsche Bank Building, das ehemalige Bankers Trust Building), 90 West Street, 130 Cedar Street, das Barclay-Vesey Building (Verizon Building), 30 West Broadway und die Gebäude 1, 2 und 3 des World Financial Centers sowie der zwischen Gebäude 2 und 3 liegende Wintergarten.
Fast alle beschädigten Gebäude konnten wiederhergestellt werden. Das große Gebäude 130 Liberty Street wurde in der Zeit zwischen März 2007 und August 2009 nach langem Versicherungsstreit abgerissen. Während eines langen Zeitraums wurde es komplett schwarz umhüllt und trug eine große US-Flagge auf der zum Ground Zero gerichteten Seite. An der Stelle entsteht das neue Five World Trade Center. Auch das Gebäude 30 West Broadway wurde von Mai 2009 bis November 2009 abgerissen. Ein ähnlich großer Nachfolgebau soll bis 2012 fertiggestellt werden.